Zum 21. Mal Kieler Woche Sieger im 505er: Wolfgang Hunger und Julien Klein, Foto: Kieler Woche
Der abschließende Regattatag zur Kieler Woche sorgte im internationalen Teil noch einmal für unerwartete Spannungsmomente. Die Meldung über den 21. Kieler-Woche-Sieg von Wolfgang Hunger (Kiel) musste bis zum letzten Rennen zurückgehalten werden. Doch am Ende setzte sich doch die Routine des fünfmaligen 505er-Weltmeisters und Rekord-Kieler-Woche-Siegers durch. Bereits zum sechsten Mal in Folge hat er nun mit seinem Vorschoter Julien Kleiner (München) den Titel in der hochklassig besetzten 505er-Klasse eingefahren. Daneben konnten sich deutsche Athleten in weiteren neun der 17 internationalen Klassen durchsetzen.
Für Organisationsleiter Peter Ramcke war die erste Kieler Woche in Alleinverantwortung ein guter Grund zum Frohlocken: „An der Temperaturschraube müssen wir zwar noch etwas drehen, aber mit über 400 Wettfahrten in neun Tagen haben wir ein anspruchsvolles Programm geboten, hatten vor allem in den Jugendklassen sehr gute Meldezahlen und sind bei unserem Vorhaben, die Segler mehr in den Mittelpunkt zu stellen, auf einem guten Weg. Dieses Ziel werden wir weiter verfolgen.“
Atem anhalten hieß es im vorletzten Rennen der 505er-Klasse. Nach einer bis dahin souveränen Serie kenterten Hunger/Kleiner in der vorletzten Wettfahrt, hatten ein technisches Problem und konnten die Wettfahrt daher nicht beenden. Die Entscheidung zögerte sich damit bis zum finalen Rennen hinaus. Platz drei zum Abschluss stellte dann aber das angestammte Ranking zur Kieler Woche wieder her. Christian Kellner/Martin Schoeler (Hechendorf), die in der zweiten Hälfte der Kieler Woche mit drei Tagessiegen aufhorchen ließen, reihten sich auf Platz zwei ein. Im Feld der Geschlagenen waren prominente Namen. Die Europameister Meike Schomäker/Holger Jess (Kiel/Eckernförde) wurden Fünfte, die amtierenden Weltmeister Claas Lehmann/Leon Oehme (Hamburg/Kiel) lediglich Achte. Martin Görge (Kiel), 2012 mit dem Dänen Jan Saugmann Weltmeister, segelte mit neuem Steuermann Jan-Philipp Hofmann (Langenfeld) immerhin auf Platz 16. „Nach der WM in diesem Jahr haben Jan und ich uns getrennt. Jetzt segel ich nur noch zum Spaß“, sagte Görge.
Die beste Serie aller Teilnehmer im Feld der 17 internationalen Klassen segelten im Formula18-Katamaran die Brüder Helge und Christian Sach (Zarnekau). Aber auch sie bekamen am letzten Tag noch ein kleinen Fleck auf ihre Weste, als sie einmal hinter dem insgesamt drittplatzierten Team Sven Lindstädt/Maren Odefey (Norderstedt/Lübeck) nur als Zweite die Ziellinie passierten. In den weiteren zehn Rennen war das Duo allerdings eine Klasse für sich und triumphierte vor Arne Gosche/Michael Walther (Kiel). In den acht Jahren, in denen der F18-Kat vor Kiel gesegelt wird, ist es bereits der sechste Erfolg für die Sach-Brüder. „Wir hatten das Boot auf Sturm getrimmt und hatten dann Glück, dass die ganze Zeit Wind war“, sagte Vorschoter Chritian Sach und Steuermann Helge Sach stellte den Organisatoren ein gutes Zeugnis aus: „Der Segler steht wieder mehr im Mittelpunkt. Es ist wirklich geil, hier zu segeln.“
Formula 18 Kieler Woche Sieger 2013: Helege und Christian Sach, Foto: Kieler Woche
Spannung am letzten Tag gab es bei den Flying Dutchman. Trotz souveräner Vorstellung hatten sich Kilian König/Johannes Brack (Edersee) mit einer Frühstart-Disqualifikation am vorletzten Tag noch einmal in Bedrängnis gebracht. Mit einem ersten und einem zweiten Platz zum Abschluss wetzten sie diesen Fehler aber wieder aus.
Auf das letzte Rennen verzichten konnte dagegen Christoph Nielsen (Berlin) bei den Folkebooten, der sein 40. Kieler-Woche-Jahr mit seinem vierten Sieg vor Schilksee krönte. Eigentlich hat sich der zweimalige Goldcup-Sieger inzwischen anderen Klassen zugewandt, doch bei seinen Kurzzeit-Engagements in der Folkeboot-Klasse zeigt er der Konkurrenz immer wieder das Heck.
Eine Wachablösung gab es dagegen bei den Hobie16. Stefan Wiese-Dohse/Susanne Gehrmann (Sütel) verteidigten mit zwei Tagessiegen am letzten Tag souverän ihre Führung gegenüber Seriensieger Detlef Mohr (Reinfeld) mit Vorschoterin Karen Wichardt (Hohwacht). „Das waren hier optimale Bedingungen für uns. Wir lieben den starken Wind und
sind da fast unschlagbar. Seit neun Jahren segeln wir zusammen und da läuft die Arbeit auf dem Boot natürlich rund“, freute sich Wiese-Dohse über den ersten Kieler-Woche-Sieg.
Als neue starke Kraft in der OK-Jolle hat sich André Budzien herauskristallisiert. Im vergangenen Jahr gewann er die deutsche Meisterschaft und die Welttitelkämpfe, in diesem Jahr holte er sich mit einer beständig starken Serie den Kieler-Woche-Titel.
Bei der Generalprobe für die Europameisterschaft der 29er im kommenden Jahr im Rahmen der Kieler Woche mussten sich die Lokalmatadore noch geschlagen geben. Die Franzosen Lucas Rual/Emile Amoros setzten ihre beeindruckende Siegesserie fort und hatten am Ende der 14 Wettfahrten zwölf Siege und zwei zweite Plätze auf dem Konto. Auf Rang drei platzierten sich Jasper Steffens und Tom Lennart Brauckmann aus Kiel.
Mit einem starken Schlussspurt erklommen dagegen die deutschen Nachwuchs-Asse im 420er noch die Spitze der Kieler Woche. Jan Borbet/Kilian Northoff (Wülfrath) fühlten sich im kräftigen Wind richtig wohl und holten sich überraschend den Sieg. „Die Jungs segeln im Frühjahr viel in Spanien, deshalb sind wir die Welle gewohnt. Trotzdem haben wir uns gewundert, wie gut wir hier mit den internationalen Teams mithalten können“, sagte Trainer Gerd Eiermann, der als Aktiver 15 Kieler-Woche-Titel ersegelt hatte. „Das ist schon ein tolles Gefühl. Als wir angefangen haben, kam der Wind. Das hat uns in die Karten gespielt“, sagte Borbet, der als großes Ziel mit seinem Vorschoter die WM in Valencia im Visier hat. Danach wird sich das Team trennen, da Northoff in den 505er umsteigt.
Überraschend war auch der Erfolg von Peer Kock (Hamburg), der sich am letzten Tag der J/24 noch am Weltranglisten-Ersten Mike Ingham aus den USA vorbeischob.
Ein mecklenburgisches Duell um die Krone der Laser 4.7 lieferten sich Eric Malach (Zarrentin/16 Jahre) und Hannah Anderssohn (Rostock/13) – mit dem besseren Ende für den jungen Zarrentiner. „Das ist natürlich ein tolles Gefühl. Es hat sich ausgezahlt, dass wir vorher in Warnemünde bei ähnlichen Bedingungen trainiert haben. Wir haben bei uns eine gute Trainingsgruppe aufgebaut, es macht viel Spaß“, sagte Malach.
Laser 4.7 Kieler-Woche-Sieger 2013: Eric Tpralf Malach, Foto: Kieler Woche
Ohne Wettfahrt blieben die B/one am letzten Tag, da sich die Klasse entschloss, bei den ruppigen Bedingungen nicht mehr an den Start zu gehen. Damit durfte Gordon Nickel (Stade) trotz Ruhetag seinen ersten Erfolg vor Schilksee feiern. „Das hätten wir am Anfang nicht gedacht, da wirklich gute Namen im Feld waren. Wir freuen uns natürlich, haben aber den Blick weiter auf unserer angestammter Klasse, der Platu25, mit der Weltmeisterschaft in Spanien“, so Nickel.
Internationale Erfolge gab es in weiteren sechs Klassen. Ganz einsam drehte der Norweger Lars Johan Brodtkorb an der Spitze der Europes seine Kreise. Mit acht Siegen in den zehn Wettfahrten war er eine Klasse für sich. Einen dänischen Doppelerfolg gab es bei den H-Booten. Morten Nielsen siegte hier vor Steffen Stegger. Und auch bei den Laser Radial wehte der Danebro an der Spitze. Christian Guldberg Post hatte sich hier durchgesetzt.
In der Einmann-Skiff-Klasse Musto Skiff platzierte sich dagegen ein Schweizer ganz oben im Ranking. Roger Oswald feierte den Kieler-Woche-Sieg vor Paul Dijkstra (Niederlande) und Iver Ahlmann (Büdelsdorf). Im kleinen Feld der Stare gewann das ukrainische Team Denis Khashina/Dmitry Mechetin, und gar aus Downunder kam der Kieler-Woche-Sieger im Contender. Der Australier Mark Bulka schob sich im vorletzten Rennen noch an die Spitze und verteidigte diese erfolgreich.
Alle Ergebnisse im Überblick gibt es im SAP LIve Center: www.kieler-woche.de/livecenter
Quelle: Kieler Woche
nautics.net, 01.07.2013 Autor / Bearbeiter: we
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